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Pre-Employment Screening: Ein wirksames Mittel gegen extremistische Infiltration – aber kein Garant

In einer zunehmend globalisierten und vernetzten Welt, in der Extremismus und Terrorismus grenzüberschreitend agieren, gewinnen Sicherheitsüberprüfungen für Mitarbeiter:innen im Sicherheitsdienst an Bedeutung. Besonders im Zusammenhang mit der Frage, ob ein umfassendes Pre-Employment Screening die Infiltration von Sicherheitsdienstleistern durch extremistische Gruppen wie den IS verhindern könnte, ist diese Thematik relevant. Pre-Employment Screening dient dazu, Bewerber hinsichtlich ihrer Integrität, Vertrauenswürdigkeit und potenziellen Sicherheitsrisiken zu überprüfen. Allerdings handelt es sich hierbei nicht um ein Allheilmittel. Der folgende Artikel untersucht, wie Pre-Employment Screening extremistische Bedrohungen verringern kann, aber auch  wo seine Grenzen liegen.

Überprüfung der kriminellen Vergangenheit

Ein zentraler Bestandteil des Pre-Employment Screenings ist die Überprüfung der strafrechtlichen Vergangenheit von Bewerber:innen. In vielen Ländern werden extremistische Handlungen und Verbindungen zu terroristischen Organisationen in den Strafregistern erfasst. Wenn Bewerber:innen bereits mit extremistischen Aktivitäten in Verbindung standen, könnte dies durch das Screening aufgedeckt werden und eine Anstellung verhindern.

Dennoch gibt es hier erhebliche Einschränkungen. Extremist:innen, die bisher nicht auffällig geworden sind oder ihre Aktivitäten im Verborgenen halten, bleiben oft unentdeckt. Hier zeigt sich eine der größten Schwächen des Screenings: Es ist stark abhängig von der Verfügbarkeit und Vollständigkeit der vorhandenen Informationen. Wenn Behörden oder internationale Netzwerke unvollständige Daten liefern, können Extremist:innen durch die Sicherheitsnetze schlüpfen.

Überprüfung digitaler und sozialer Medien

Die Analyse der digitalen Präsenz einer Person bietet wertvolle Einblicke in ihre Denkweise und potenzielle extremistische Neigungen. Extremist:innen nutzen soziale Netzwerke, um ihre Ideologien zu verbreiten und sich mit Gleichgesinnten zu vernetzen. Pre-Employment Screening kann auf solche Aktivitäten aufmerksam werden und gegebenenfalls Alarm schlagen.

Trotzdem stößt auch diese Methode an ihre Grenzen. Extremist:innen sind sich oft der Überwachungsmaßnahmen bewusst und verbergen gezielt ihre Online-Aktivitäten oder nutzen verschlüsselte Kommunikationskanäle, die in einem herkömmlichen Screening schwer zugänglich sind. Ohne spezielle Analyse- und Überwachungstechnologien bleiben diese Kanäle in vielen Fällen unsichtbar.

Psychologische Eignungstests

Ein weiteres Instrument, das im Rahmen von Pre-Employment Screenings eingesetzt wird, sind psychologische Eignungstests. Diese sollen helfen, abweichende oder radikale Überzeugungen bei Bewerber:innen zu erkennen, insbesondere in sicherheitsrelevanten Berufen. Extremist:innen könnten aufgrund ihrer extremen Ideologien in diesen Tests auffällig werden.

Allerdings gibt es auch hier Unsicherheiten. Extremistische Überzeugungen lassen sich nicht immer eindeutig in einem Test erfassen, vor allem wenn die Betroffenen ihre wahren Absichten geschickt verbergen. Darüber hinaus können psychologische Tests durch Manipulationen oder geschulte Extremist:innen leicht umgangen werden.

Referenzen und Hintergrundüberprüfungen

Die Überprüfung von Referenzen und beruflichen Netzwerken ist ein weiterer wichtiger Bestandteil des Pre-Employment Screenings. Extremistische Verbindungen, die bei früheren Arbeitsverhältnissen aufgefallen sind, könnten durch diese Überprüfungen aufgedeckt werden. Gründliche Nachforschungen können somit einen wertvollen Beitrag zur Sicherheit leisten.

Auch hier zeigt sich jedoch eine Schwachstelle: Extremist:innen agieren oft im Verborgenen, sodass oberflächliche Prüfungen möglicherweise keine verdächtigen Verbindungen aufdecken. Eine intensive und weitreichende Überprüfung ist erforderlich, aber auch sie kann wichtige Hinweise übersehen.

Herausforderungen des Pre-Employment Screenings

Trotz der beschriebenen Maßnahmen gibt es klare Herausforderungen und Grenzen:

Tarnung und Täuschung: Extremist:innen sind oft darauf geschult, ihre Absichten zu verbergen. Sie nutzen gefälschte Identitäten oder Dokumente, um Sicherheitsüberprüfungen zu umgehen. Solche Täuschungsmanöver erschweren es, ihre wahren Absichten zu erkennen.

Fehlender internationaler Austausch: In vielen Ländern fehlt der nahtlose Austausch von Informationen zwischen den Strafverfolgungsbehörden. Extremist:innen, die im Ausland radikalisiert wurden oder Verbindungen zu terroristischen Organisationen haben, könnten durch diese Lücken unentdeckt bleiben, da entsprechende Informationen nicht verfügbar oder zugänglich sind.

Menschliche Fehler: Auch das beste Screening-System kann anfällig für menschliches Versagen sein. Subtile Hinweise könnten übersehen oder falsch interpretiert werden, was zu Fehlentscheidungen führt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit eines sorgfältigen und professionellen Umgangs mit Sicherheitsüberprüfungen.

Fazit: Wichtiger Schutz, aber kein Garant

Pre-Employment Screening ist ein nützliches Instrument, um extremistische Infiltration zu verhindern. Es ermöglicht eine gründliche Überprüfung der kriminellen Vergangenheit, digitaler Aktivitäten sowie psychologischer und beruflicher Hintergründe von Bewerber:innen. Dadurch können potenzielle Risiken im Sicherheitssektor reduziert werden.

Wie in der Vergangenheit, beispielsweise in den Fällen Egisto Ott und Martin Weiss, gezeigt wurde, funktionieren die behördlichen Sicherheitsüberprüfungen auch nur bedingt. Kriminelle Subjekte entwickeln kontinuierlich neue Methoden, um Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen. Daher sollte Screening als Teil eines umfassenderen Sicherheitskonzepts verstanden werden. Ergänzende Maßnahmen, wie Schulungen zur Radikalisierungsprävention, regelmäßige interne Sicherheitskontrollen und ein effektiver Informationsaustausch zwischen Unternehmen und Sicherheitsbehörden, sind von entscheidender Bedeutung, um Bedrohungen frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.

Auch Sicherheitsüberprüfungen nach § 55 Sicherheitspolizeigesetz (SPG) haben ihre Grenzen. Um diesen gerecht zu werden, entwickeln wir gemeinsam mit unseren Klient:innen individuelle, DSGVO-konforme, minimal invasive und wirtschaftlich vertretbare Prozesse, um den jeweiligen Sicherheitsanforderungen optimal zu entsprechen.

Autor: N. Holzinger, BSc, Senior Risk Manager mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung bei verschiedenen Sonderbehörden des Innenministeriums. In seiner letzten Position widmete er sich intensiv dem Aufbau behördlicher Strukturen zum Thema Wirtschaftsschutz.

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