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Travel Risk Management – Luxus oder Lebensnotwendigkeit?

Warum das Risiko gerade für Vielreisende ständig steigt

Der Interkontinentalflug landet pünktlich um 21:45. Binnen Minuten kreisen alle Koffer vollständig und unbeschädigt auf dem Gepäckband. Customs und Immigrations sind erfreulich uninteressiert, die Ausweiskontrolle dank der gültigen Gelbfieber-Impfung schnell erledigt. „Taxi – take me to the Sheraton Hotel please!“

Die ungewohnt angenehm verlaufende Anreise zu einer Reportage endet nach wenigen Minuten Taxifahrt. Mit einer Vollbremsung kommen wir an der spärlich beleuchteten Straßenkreuzung zum Stehen, ein Mann steigt in den Fond des Wagens und hält mir eine Pistole an den Kopf … . Das Sheraton sollte ich erst gut 48 Stunden später erreichen, und auch nur durch einen glücklichen Zufall, der Schlimmeres verhinderte. Der Vorfall liegt 25 Jahre zurück, Mobiltelefonie war noch neu und die Netzabdeckung sowieso schlecht. Das war aber auch völlig irrelevant, denn das Handy ist in einem solchen Fall das Erste, was weg ist. Am Zielort gab es niemanden, der sich in dieser Nacht auf meine Ankunft eingestellt hatte, zuhause keinen, der auf meinen Anruf wartete. Es hätte wohl einige Zeit gedauert, bis man die Suchhunde von der Leine gelassen hätte. Das Risiko, in diesem von starkem Wirtschaftswachstum geprägten Land im Rahmen einer Geiselnahme zu Tode zu kommen, wird mangels zuverlässiger Statistiken bis heute als „signifikant“ eingestuft.
Die Illusion der Sicherheit: Ein riskanter Trugschluss! Ohne Netzwerk und Security Backup außerhalb etablierter Regionen zu reisen, wie noch in den Nuller-Jahren insbesondere für freelance Journalisten nicht unüblich, war und ist ein absolutes Vabanquespiel. Doch in einer Welt, in der Globalisierung und internationale Geschäftsbeziehungen täglich stets mehr an Bedeutung gewinnen, bleibt
Travel Risk Management in vielen Organisationen trotzdem noch immer erstaunlich
unterbewertet. Extremwetterereignisse, Pandemien, politische Unruhen, Krisen und Kriege sind omnipräsente Themen der täglichen Nachrichtensendungen. Und dennoch sind sie für die Reisevorbereitung in Unternehmen oft lediglich ein Nebenaspekt. Bei Geschäftsreisen liegt der Fokus meist ausschließlich auf dem Reisegrund – eben dem Geschäftlichen – weit weniger bis gar nicht auf den Begleitaspekten, dem „wohin“, „wie“ und „unter welchen Umständen“. Das Business-Class Ambiente der Flugreise wird im Geiste auf den gesamten Trip – „just a short trip anyway“ – projiziert. Stellen wir uns zum Vergleich eine Mt. Everest-Besteigung vor, bei der sich die komplette Seilschaft hauptsächlich auf den Moment des Gipfelfotos konzentriert, dem Aufstieg an sich aber kaum einen Gedanken widmet. Unvorstellbar.

Viele Unternehmen und insbesondere Führungskräfte, verlassen sich auf ihre historische Erfolgsbilanz: Auf den bisherigen Geschäftsreisen ist schließlich noch nie etwas passiert, also wird auch die nächste ohne weitere Vorkommnisse verlaufen. Dabei wird der eine entscheidende Punkt gerne übersehen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem sicherheitsrelevanten Vorfall kommt, steigt mit jeder Reise. Nach dem Prinzip des kumulativen Risikos wird es, selbst wenn die Wahrscheinlichkeit pro einzelner Reise klein bleibt, über viele Wiederholungen hinweg immer wahrscheinlicher, dass der eine Notfall eintritt. Bei einem Risikofaktor von nur 1% – und der ist ab BMEIA Reisesicherheitsstufe 2 von 6 schon erreicht – ist es ab der 100-sten Reise wahrscheinlicher als nicht (63,4 %), dass ein Vorfall eintritt. Auch wenn also die Wahrscheinlichkeit pro Reise noch so klein sein mag, wird es mit jeder weiteren immer wahrscheinlicher, dass etwas passiert. Der Einzelne mag dieses Risko für sich selbst für überschaubar halten. Für ein Unternehmen, welches jährlich Dutzende oder mehr Mitarbeiter auf ebenso viele Auslands-Dienstreisen schickt, womöglich gar in Risikogebiete, stellt dieses mathematische Phänomen jedenfalls eine große Herausforderung und ein noch größeres Haftungsrisiko dar.

Travel Risk Management – lessons learnt at the receiving end

Seit über 30 Jahren bereist Peter Kullmann als (Kriegs-) Journalist, TV-Reporter und Filmemacher die Welt. Seine Reisen führen ihn vor allem nach Osteuropa und auf den Balkan, in den Nahen und Mittleren Osten, sowie immer wieder nach Afrika, wo er mehrere Jahre seinen festen Wohnsitz hatte. Einen Großteil seiner Reisen verbrachte er als Kriegs- und Krisenreporter in Hochrisiko-Gebieten und hostile environments. Extrem-Unwetter, Erdbeben und andere Naturkatastrophen, Tropenkrankheiten, lebensgefährlicher Straßenverkehr, Raubüberfälle, Geiselnahmen und Attacken auf Leib und Leben; Peter Kullmann kennt diese Notsituationen aus eigener persönlicher Erfahrung – from the receiving end.
Wenn es eine Lektion gibt, die er aus all seinen Erlebnissen gelernt hat, dann die;
Das größte Risiko liegt nicht in der Destination, sondern in der mangelnden
Vorbereitung.

Für TRIAS SOLUTIONS WIRTSCHAFTSSCHUTZ wird Peter Kullmann das Thema
Reisesicherheit zukünftig im Rahmen von Essays, Vorträgen und Schulungen vor dem Hintergrund seiner jahrzehntelangen persönlichen Erfahrung und aus seiner nicht alltäglichen Perspektive – from the receiving end – beleuchten.

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