Hätte Pre-Employment-Screening den Spionagevorfall am Leipziger Flughafen verhindern können?

Der jüngste Vorfall, bei dem eine chinesische Staatsbürgerin namens Yaqi X. Zugang zu sensiblen Bereichen des Leipziger Flughafens hatte und mutmaßlich Informationen an den chinesischen Geheimdienst weitergab, verdeutlicht die Dringlichkeit strikter Sicherheitsüberprüfungen. Verschiedene deutsche Medien berichten aktuell über den Vorfall. Die Bundesanwaltschaft hat in Leipzig eine Chinesin festnehmen lassen, die für einen chinesischen Geheimdienst gearbeitet haben soll. Bei ihrer Tätigkeit am Flughafen Leipzig/Halle habe Yaqi X. einem anderen mutmaßlichen Agenten, Jian G., Informationen gegeben, teilte die Behörde in Karlsruhe mit.

G. ist ein früherer Mitarbeiter des AfD-Politikers Maximilian Krah, er wurde im April unter Spionageverdacht festgenommen. In Fällen wie diesem wäre ein umfassender Pre-Employment-Screening-Prozess möglicherweise entscheidend gewesen, um potenzielle Sicherheitsrisiken im Vorfeld zu erkennen und zu verhindern.

Eine tiefgehende Identitätsüberprüfung stellt sicher, dass die Angaben eines Bewerbers authentisch und vollständig sind. Dabei sollte der Abgleich von Regierungsdaten, internationalen Listen und biometrischen Daten erfolgen, um sicherzustellen, dass keine falschen Identitäten genutzt werden. Im Fall von Yaqi X., die mutmaßlich seit über zwei Jahren in Leipzig unauffällig lebte, hätte ein umfassender Identitätscheck möglicherweise Hinweise auf verdächtige Verbindungen liefern können.

Eine lückenlose Verifizierung des beruflichen Werdegangs ist essenziell, besonders in sicherheitsrelevanten Positionen. Hierbei sollten nicht nur nationale, sondern auch internationale Datenbanken genutzt werden, um Arbeitgeber zu überprüfen und mögliche Lücken in der beruflichen Historie zu klären. Ein genauer Blick auf Yaqi X.s berufliche Vergangenheit und ihre Verbindungen hätte den Zugang zu sicherheitskritischen Bereichen des Flughafens möglicherweise verhindert​.

Ein besonders kritischer Aspekt bei der Einstellung von Personen mit Zugang zu sensiblen Bereichen wie Militärflügen oder Rüstungslogistik ist die Sicherheitsüberprüfung. Hierbei sollten explizit Verbindungen zu ausländischen Regierungen oder staatlichen Institutionen untersucht werden. Insbesondere bei Bewerbern aus Ländern mit aktiven Geheimdienstoperationen, wie im vorliegenden Fall, ist eine intensive Überprüfung essenziell. Chinesische Staatsbürger, die besondere staatliche Privilegien oder Verbindungen zur Regierung haben, könnten durch zusätzliche Hintergrundüberprüfungen auffallen.

Ein tiefergehender Einblick in das soziale und wirtschaftliche Umfeld eines Bewerbers kann helfen, versteckte Motive oder Risiken zu erkennen. Die Sicherheitsüberprüfung sollte zu dem nicht mit der Einstellung enden. In sicherheitsrelevanten Bereichen ist es von entscheidender Bedeutung regelmäßige Nachprüfungen durchzuführen. Veränderungen im sozialen Umfeld oder auffällige finanzielle Aktivitäten könnten als Warnsignale dienen und rechtzeitig eingreifen lassen, um potenzielle Bedrohungen zu neutralisieren.

Fazit: Ein umfassendes Screening als Präventivmaßnahme

Der Vorfall am Leipziger Flughafen zeigt deutlich, wie wichtig ein gründlicher Pre-Employment-Screening-Prozess ist. Durch eine Kombination aus Identitätsprüfung, beruflichem Hintergrundcheck, Sicherheitsüberprüfung und kontinuierlichem Monitoring kann sichergestellt werden, dass nur vertrauenswürdige Personen Zugang zu sensiblen Bereichen erhalten. Ein solcher Ansatz hätte den Zugang der mutmaßlichen Spionin zu sicherheitskritischen Informationen möglicherweise verhindert und eine potenzielle Bedrohung für die nationale Sicherheit abgewendet.

Um chinesische Staatsbürger mit besonderen staatlichen Privilegien durch einen Screening-Prozess zu identifizieren, gibt es mehrere bewährte Methoden. Diese Prozesse können durch die Analyse spezifischer staatlicher Regelungen und individueller Verbindungen zum chinesischen Staat unterstützt werden.

Hier sind einige der wichtigsten Ansätze:

Das chinesische Hukou-System, welches den Zugang zu bestimmten staatlichen Privilegien regelt, kann wertvolle Informationen liefern. In urbanen Gebieten erhalten wohlhabende und gut ausgebildete Bürger bevorzugt ein städtisches Hukou, das Zugang zu besseren sozialen Leistungen ermöglicht. Die Untersuchung des Hukou-Status eines Bewerbers könnte helfen, diejenigen zu identifizieren, die aufgrund finanzieller oder beruflicher Vorteile bevorzugt behandelt werden​.

In China gibt es Gesetze wie das Nationale Sicherheitsgesetz und das Nationale Geheimdienstgesetz, die es dem chinesischen Staat ermöglichen, von Unternehmen und Einzelpersonen Unterstützung bei Sicherheits- oder Geheimdienstaktivitäten zu verlangen. Chinesische Bürger, die in sicherheitsrelevanten Positionen oder in bestimmten Branchen arbeiten, könnten durch diese Gesetze verpflichtet sein, Informationen mit dem Staat zu teilen. Ein Screening-Prozess könnte darauf abzielen, Kandidaten zu identifizieren, die in solchen Sektoren tätig waren oder Verbindungen zu staatlichen Sicherheitsbehörden haben​.

Unternehmen in China müssen oft Einheiten der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) in ihren Organisationen einrichten, was bedeutet, dass bestimmte Angestellte in diesen Einheiten besondere Privilegien genießen könnten. Ein Screening könnte sich darauf konzentrieren, ob der Bewerber solche parteinahen Funktionen innehatte oder Mitglied der KPCh ist, insbesondere in führenden Rollen​

Die Überprüfung internationaler Datenquellen und Sanktionslisten: Datenbanken wie FATF (Financial Action Task Force) und internationale Watchlists können genutzt werden, um chinesische Staatsbürger zu identifizieren, die aufgrund finanzieller oder sicherheitsbezogener Bedenken auf globalen Überwachungslisten stehen. Diese Listen können helfen, Personen zu erkennen, die von chinesischen Behörden als risikobehaftet oder besonders schützenswert eingestuft wurden​.

Durch die Kombination dieser Methoden lässt sich ein umfassender Screening-Prozess entwickeln, der potenzielle Sicherheitsrisiken erkennt und die Verbindungen von Bewerbern zu staatlichen Privilegien in China aufdeckt.

Autor: S. Leitgeb, B.A., CSO der TRIAS Solutions GmbH, weist über 25 Jahre Berufserfahrung in diversen Sicherheitsbehörden des BMI auf und stellt nun seine umfangreiche Erfahrung und sein außergewöhnliches Knowhow Bedarfsträgern aus der Privatwirtschaft zur Verfügung.

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