Der Fall von Dejan K., einem ehemaligen Mitarbeiter des österreichischen Unternehmens AMSC Windtec, verdeutlicht die Methoden, mit denen chinesische Akteure Wirtschaftsspionage betreiben. Der Fall ist bereits einige Jahre alt aber nach wie vor ein gutes Beispiel wie einfach die Umsetzung solcher „Operationen“ ist.
Anbahnung und Rekrutierung von Dejan K.
Dejan K. war Abteilungsleiter bei AMSC Windtec in Klagenfurt und unzufrieden mit seiner beruflichen Situation sowie seinem Privatleben. Diese Unzufriedenheit machte ihn empfänglich für Angebote von Sinovel, einem chinesischen Hersteller von Windkraftanlagen. Sinovel bot ihm eine gut bezahlte Position in China an, unter der Bedingung, dass er zuvor den Quellcode der firmeneigenen Steuersoftware von AMSC entwenden und übergeben würde. Dieses Angebot versprach ihm nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch die Aussicht auf einen Neuanfang.
Methoden der chinesischen Akteure
Die Anwerbung von Dejan K. zeigt typische Methoden, die chinesische Akteure bei der Wirtschaftsspionage einsetzen:
- Ausnutzung persönlicher Unzufriedenheit: Indem sie gezielt unzufriedene Mitarbeiter ansprechen, erhöhen sie die Bereitschaft zur Kooperation.
- Finanzielle Anreize und Karriereperspektiven: Attraktive Jobangebote und hohe Geldsummen werden eingesetzt, um Mitarbeiter zur Preisgabe sensibler Informationen zu bewegen.
- Direkte Ansprache und persönliche Kontakte: Durch persönliche Gespräche und Angebote wird Vertrauen aufgebaut und die Zielperson zur Mitarbeit bewegt.
Allgemeine Methoden chinesischer Nachrichtendienste
Neben individuellen Anwerbungen nutzen chinesische Nachrichtendienste weitere Strategien:
- Nutzung sozialer Netzwerke: Über Plattformen wie LinkedIn werden Personen mit interessantem Profil identifiziert und kontaktiert, oft unter falscher Identität, um sie für nachrichtendienstliche Zwecke zu gewinnen.
- Crowdsourcing-Methoden: Durch die Zerlegung von Spionageaufgaben in kleinere, scheinbar harmlose Aufgaben und deren Verteilung über legitime Plattformen werden unwissentlich Informationen gesammelt.
- Einsatz von "Illegalen": Hauptamtliche Mitarbeiter werden mit falscher Identität in Zielländer eingeschleust, um dort langfristig Spionage zu betreiben.
Fazit
Der Fall Dejan K. illustriert, wie chinesische Akteure individuelle Schwächen ausnutzen und gezielte Anwerbungsstrategien einsetzen, um an vertrauliche Unternehmensinformationen zu gelangen. Unternehmen sollten daher nicht nur technische Sicherheitsmaßnahmen ergreifen, sondern auch auf die Zufriedenheit und Loyalität ihrer Mitarbeiter achten, um das Risiko von Wirtschaftsspionage zu minimieren.
Autor: N. Holzinger, BSc, Senior Risk Manager mit mehr als 10 Jahren Berufserfahrung bei verschiedenen Sonderbehörden des Innenministeriums. In seiner letzten Position widmete er sich intensiv dem Aufbau behördlicher Strukturen zum Thema Wirtschaftsschutz.