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Die wirtschaftliche Relevanz von Pre-Employment-Screening: Eine Analyse zur Vermeidung von Fehlbesetzungen und zur Risikominimierung

Vor dem Hintergrund globaler Krisen, geopolitischer Spannungen sowie zunehmender wirtschaftlicher Unsicherheit – etwa durch Lieferkettenstörungen, Fachkräftemangel oder hybride Bedrohungslagen – gewinnt die strategische Auswahl qualifizierter und vertrauenswürdiger Mitarbeiter für Unternehmen an kritischer Relevanz. In einer von Unsicherheiten geprägten Arbeitswelt, in der Personalentscheidungen unmittelbare Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit, Innovationskraft und Resilienz haben, kommt professionellen Auswahlverfahren eine Schlüsselrolle zu. Das Pre-Employment-Screening (PES) hat sich in diesem Kontext als ein effektives Instrument etabliert, das nicht nur die Überprüfung formaler Qualifikationen, sondern auch die Einschätzung von Integrität und potenziellen Risikofaktoren bei Bewerbenden ermöglicht. Ziel ist es, potenziellen Fehlbesetzungen frühzeitig vorzubeugen und dadurch wirtschaftliche Schäden, sicherheitsrelevante Zwischenfälle sowie Reputationsverluste zu minimieren. Der vorliegende Beitrag analysiert die ökonomische Relevanz von PES unter besonderer Berücksichtigung aktueller Herausforderungen und beleuchtet empirisch die weitverbreitete Praxis der Falschangaben in Bewerbungsunterlagen als zentrales Risikomoment im Rekrutierungsprozess.

  1. Die ökonomische Bedeutung von Pre-Employment-Screening

Fehlbesetzungen können erhebliche Kosten verursachen. Laut der Society for Human Resource Management (SHRM) belaufen sich die durchschnittlichen Einstellungskosten auf etwa 4.700 USD pro Mitarbeiter, wobei die Gesamtkosten bis zum Dreifachen des Jahresgehalts betragen können, wenn man Produktivitätsverluste und Einarbeitung berücksichtigt (SHRM, 2021). Ein effektives PES kann diese Risiken minimieren, indem es die Qualifikationen und Hintergründe von Bewerbern verifiziert.

Eine Studie von TalentNet Group (2024) zeigt, dass PES nicht nur die Einstellungsgenauigkeit verbessert, sondern auch direkte Einsparungen durch die Vermeidung von Fehlbesetzungen ermöglicht. Insbesondere bei Führungspositionen können die Kosten einer Fehlbesetzung bis zu 30 % des Jahresgehalts betragen, zusätzlich zu dem Zeitaufwand, den Manager für die Überwachung leistungsschwacher Mitarbeiter aufbringen müssen.

  1. Verbreitung von Falschangaben in Bewerbungsunterlagen

Die Häufigkeit von Falschangaben in Lebensläufen ist alarmierend. Eine Umfrage von ResumeLab (2023) ergab, dass 70 % der Befragten bereits in ihren Lebensläufen gelogen haben oder dies in Betracht ziehen würden. Häufige Falschangaben betreffen Berufserfahrung, Qualifikationen und Verantwortlichkeiten. Eine weitere Studie von ResumeBuilder.com (2024) zeigt, dass 32 % der Amerikaner zugeben, in ihren Lebensläufen gelogen zu haben, wobei 80 % dieser Personen trotz der Lügen eingestellt wurden. Allerdings wurde bei 41 % dieser Fälle das Arbeitsverhältnis beendet, nachdem die Unwahrheiten entdeckt wurden.

  1. Vorteile von Pre-Employment-Screening

PES bietet zahlreiche Vorteile:

  • Erhöhte Einstellungssicherheit: Durch die Verifizierung von Qualifikationen und Erfahrungen können Unternehmen sicherstellen, dass Bewerber den Anforderungen entsprechen.
  • Kosteneinsparungen: Die Vermeidung von Fehlbesetzungen reduziert direkte und indirekte Kosten, einschließlich Produktivitätsverluste und zusätzlicher Schulungsaufwand.
  • Risikominimierung: Die Überprüfung von Hintergrundinformationen kann potenzielle Sicherheitsrisiken identifizieren und somit das Risiko von Betrug oder Fehlverhalten verringern.
  • Rechtliche Absicherung: Ein umfassendes PES kann Unternehmen vor rechtlichen Konsequenzen schützen, die aus Fahrlässigkeit bei der Einstellung resultieren könnten.
  1. Abgrenzung zu behördlichen Sicherheits- und Vertrauenswürdigkeitsüberprüfungen

Es ist wichtig zu betonen, dass behördliche Sicherheitsüberprüfungen, wie sie im österreichischen Sicherheitspolizeigesetz (SPG) oder im deutschen Sicherheitsüberprüfungsgesetz (SÜG) geregelt sind, nicht mit dem unternehmensinternen Pre-Employment-Screening gleichzusetzen sind. Während behördliche Überprüfungen primär auf den Schutz staatlicher Sicherheitsinteressen und den Zugang zu Verschlusssachen abzielen, fokussiert sich PES auf die spezifischen Anforderungen und Risiken eines Unternehmens.

Das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) betont, dass PES ein integraler Bestandteil der Personalauswahl unter Sicherheitsaspekten ist, insbesondere in sensiblen Unternehmensbereichen wie IT, Forschung und Entwicklung oder Compliance. Das BfV empfiehlt, Lebensläufe auf Authentizität, Vollständigkeit und Plausibilität zu prüfen und dabei auch auf mögliche Verbindungen zu ausländischen Nachrichtendiensten oder Sicherheitsrisikostaaten zu achten .BundesamtfuerVerfassungsschutz

Ein weiterer Unterschied liegt in der Flexibilität und Anpassungsfähigkeit von PES. Während behördliche Überprüfungen standardisierte Verfahren mit festgelegten Kriterien und Zeitrahmen darstellen, kann PES individuell auf die spezifischen Anforderungen und Risiken eines Unternehmens zugeschnitten werden. Dies ermöglicht eine gezielte Risikobewertung und -minimierung, die über die behördlichen Standards hinausgeht.

Zudem unterliegt PES den Datenschutzbestimmungen der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG), wodurch eine rechtssichere Verarbeitung personenbezogener Daten gewährleistet wird. Unternehmen müssen sicherstellen, dass alle Datenverarbeitungen im Rahmen von PES transparent, zweckgebunden und verhältnismäßig erfolgen .BundesamtfuerVerfassungsschutz

Fazit

Angesichts der hohen Kosten von Fehlbesetzungen und der weit verbreiteten Falschangaben in Bewerbungsunterlagen ist Pre-Employment-Screening ein unverzichtbares Instrument für moderne Unternehmen. Es ermöglicht nicht nur die Auswahl qualifizierter Mitarbeiter, sondern schützt auch vor potenziellen Risiken und rechtlichen Konsequenzen. Während behördliche Sicherheitsüberprüfungen wichtige Funktionen im staatlichen Kontext erfüllen, bieten sie nicht die notwendige Flexibilität und Spezifität, die Unternehmen für eine effektive Risikominimierung benötigen. Durch die Investition in ein umfassendes PES können Unternehmen langfristig Kosten sparen und ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken.

Literaturverzeichnis

Bundesamt für Verfassungsschutz. (2022). Pre-Employment Screening: Information Sheet. Abgerufen von https://www.verfassungsschutz.de/SharedDocs/publikationen/EN/economic-and-scientific-protection/2022-12-05-prevention-screening.pdfBundesamtfuerVerfassungsschutz

ResumeBuilder.com. (2024). 1 in 3 Americans admit to lying on resume. Abgerufen von https://www.resumebuilder.com/1-in-3-americans-admit-to-lying-on-resume/

ResumeLab. (2023). The Truth About Lying on Resumes. Abgerufen von https://universitypolicy.unc.edu/news/2024/06/28/the-truth-about-lying-on-resumes/

SHRM. (2021). The Real Costs of Recruitment. Abgerufen von https://www.shrm.org/topics-tools/news/talent-acquisition/real-costs-recruitment

TalentNet Group. (2024). The Importance Of Pre-Employment Screening In Modern Hiring. Abgerufen von https://www.talentnetgroup.com/vn/featured-insights/hr-operations/importance-of-pre-employment-screening-modern-hiring

 

Autor: S. Leitgeb, B.A., CSO der TRIAS Solutions GmbH, weist über 25 Jahre Berufserfahrung in verschiedenen Bereichen der Sicherheitswirtschaft auf und stellt seine umfangreiche Erfahrung und sein Knowhow Bedarfsträgern aus der Privatwirtschaft zur Verfügung. Die Themenbereiche Desinformation und hybride Gefahren wurde im Rahmen seines Studiums intensiv wissenschaftlich beforscht.

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